Väter

Heute habe ich ein Bild gewählt, dass ich im Zuge der Fotoaktion selbst gemacht habe. Mein lieber Mann hat mir seine Hände zur Verfügung gestellt.

Zum einen, weil ich für diese langen Worte wirklich große Handflächen brauchte. Zum anderen, weil es mir wichtig war, auch seine Hände dabei zu haben. Denn auch er hat seine Tochter verloren. Auch er musste Unbegreifliches realisieren.

Die Väter kommen mir in dieser ganzen Thematik oft zu kurz. Häufig liegt der Fokus auf den Müttern, da die Zeit der Schwangerschaft sehr körperlich ist und somit eher der Mutter zugeordnet wird. Aber auch die Väter leiden.
Auch sie sind voller Liebe und Vorfreude gewesen. Auch ihre Hoffnung war bis zum Ende groß. Auch sie sind meist die ganze Zeit dabei, wenn ihr Kind still geboren wird. Auch sie erleben den Verlust, wenn ihr Kind viel zu früh auf die Welt kommt.

Oft bleiben sie erstmal stark. Mit stark meine ich nicht, dass sie sich nichts anmerken lassen und ihre Gefühle deckeln. Ich meine, dass viele erstmal funktionieren. Sie kümmern sich um ihre Frau und darum, den Alltag einigermaßen zu sichern. Heißt, Geld verdienen, um die laufenden Kosten zu decken, wenn vorhanden – Geschwister versorgen, Behördengänge, Orga und und und…

Ihre Trauer hat erstmal nicht den Raum, den sie vielleicht bräuchte. Und das ist okay und normal, sogar typisch, in einem System. Erst wenn der eine nicht mehr akut trauert, nimmt der andere sich die Zeit, sich um seine Gefühle und Schmerzen zu kümmern. Das ist keine bewusste Entscheidung. Im Fall verwaiste Eltern sind die Väter daher meist in zweiter Reihe.

Gut ist es, darum zu wissen. Das kann Konflikte reduzieren und Verständnis füreinander bringen.

Mein Appell an alle da draußen ist es, auch die Väter zu sehen. Fragt nicht nur, wie es ihren Frauen jetzt ginge, sondern auch nach ihrem Befinden. Fragt auch sie, was sie brauchen und seid empathisch in dieser sensiblen Situation. Denn auch sie haben ihr Kind und damit ein Stück ihrer Zukunft verloren.

Und an Euch verwaisten Väter richte ich meine Bitte, Euch zu zeigen. Steht zu Euren Gefühlen und zu Euren Tränen. Es ist sehr wertvoll, dass ihr Euch um Eure Familien kümmert. Bitte vergesst Euch nicht.

Alles Liebe
Betty